Die meisten Menschen, die mit Farbe und Pinsel unterwegs sind, erkennen nicht, dass „Malen“ „Denken“ mit Farbe ist. Es gibt da solche „Spezialisten“, die abstrakte Malerei als etwas sehen, dass sie selbst auch können, wenn sie denn schon nicht gegenständlich zu malen in der Lage sind. Deshalb floriert das Geschäft mit den Malkursen so gut.
Das Wort „abstrakt“ leitet sich aus dem lateinischen abstractus – „abgezogen“, Partizip Perfekt Passiv von abs-trahere – „abziehen, entfernen, trennen“ ab und bezieht sich auf das Weglassen von Einzelheiten und das Überführens auf etwas Allgemeineres oder Einfacheres. Es steckt also schon sinngemäß im Wort, dass zufälliges, intuitives Aneinanderreihen von Farben und Formen, Flecken und Linien nicht für sich schon abstraktes Malen ist. Abstraktes Malen hat somit immer einen Bezug zur Wirklichkeit, eine Vorlage sozusagen, die Vereinfacht wird.
Wer ernsthaft abstrakt malt, hat meist eine ganz eigenständige „Sprache“. Schrittweise entwickelt sie sich, weil es ein eigenes in sich folgerichtiges System ist. Der Malende bezieht über seine eigene Handschrift seine ganz persönlichen Abstraktionen. Erst durch Erkennen und Begreifen der gegenständlichen Malerei und der Ableitung, Reduzierung und Vereinfachung über Jahre entstehen in sich schlüssige Bildwerke. Ohne diese notwendigen Entwicklungsschritte ist es nur mal mehr, mal weniger ästhetisch Nachempfundenes von schon Gesehenem oder belanglos Zusammengefügtes, also Dekoration, das mal mehr, mal weniger, aber meist gar nicht gut funktioniert.
Das heute meist als „abstrakt“ Bezeichnete würde ich mit „Gegenstandslos“ abgrenzen, also die völlige Abwesenheit eines konkreten Gegenstandsbezuges. Ob die vom „Künstler“ gemachten Veränderungen noch nachvollzogen werden können, bleibt dem Betrachter überlassen, bleibt dieser alleingelassen. Oft haben auch die Kreativen selber keine Interpretation und Erklärung für Ihre Bilder. Somit steigt das Unverständnis für diesen Zweig der Malerei und wird das Abstrakte mit in einen Topf geworfen.